Ziegel als Chance für das Klima
Von der Produktion bis zum Recycling: wienerberger geht neue Wege bei der Dekarbonisierung. Das zeigen Beispiele wie das Demowerk Uttendorf in Oberösterreich.
Ziegel als Chance für das Klima
Von der Produktion bis zum Recycling: wienerberger geht neue Wege bei der Dekarbonisierung. Das zeigen Beispiele wie das Demowerk Uttendorf in Oberösterreich.
In Österreich entscheiden sich sieben von zehn Häuslbauerinnen und Häuslbauer für Ziegel als Baustoff. Und das aus gutem Grund: Das nachhaltige Tonprodukt ist natürlich und langlebig, es punktet bei Dämmung und Energieeffizienz. Das kommt auch dem Klimaschutz zugute. Um die Auswirkungen auf die Umwelt weiter so gering wie möglich zu halten, treibt wienerberger neue Lösungen zur Dekarbonisierung über den gesamten Lebenszyklus von Gebäuden voran.
Ein wichtiger Hebel für das Reduzieren von CO2-Emissionen ist die Ziegelproduktion. Besonders beim Trocknen und Brennen des Baustoffs wird viel Energie in Form von Erdgas benötigt – ein relevanter Teil geht durch Abwärme verloren. Dem sagt Wienerberger im Demowerk Uttendorf in Oberösterreich den Kampf an. „Seit 2017 haben wir eine leistungsstarke Absorbtionswärmepumpe im Einsatz. Diese Technologie nutzt warmes Wasser aus der Wärmerückgewinnung der Abluft. Daraus wird Wärme für den Tunneltrockner bereitgestellt“, erzählt Stefan Puskas, Projektleiter im Engineering Team. So kann die Energie effizient genutzt werden.
Zudem wurden in Uttendorf weitere Schritte gesetzt: So wurden etwa leichtere Tunnelofenwägen entwickelt, um die sogenannte Totmasse im Ofen zu reduzieren – sprich Material, das nicht verarbeitet wird. Das spart Energie beim Brennvorgang. Strömungsoptimierte Ventilatoren steigern die Effizienz im Trocknungsprozess. „In Summe konnten wir durch all diese Maßnahmen den Gasverbrauch bereits um ein knappes Drittel senken“, sagt Puskas. Seit 2019 werden ausgewählte Technologen auch in anderen Wienerberger Werken ausgerollt.
In Uttendorf wird auch Forschung betrieben. Im Rahmen des von der EU geförderten Projekts DryFiciency wurde mit dem AIT (Austrian Institute of Technology) die erste industrielle Kompressionswärmepumpe für den Hochtemperaturbereich entwickelt. Seit 2019 ist sie im Demowerk im Testbetrieb. Das Besondere an dieser Wärmepumpe ist, dass sie Heizwasser bis zu 160 Grad liefern kann. Auf dem Weg dahin mussten viele Herausforderungen gemeistert werden. Dazu zählte unter anderem die Entwicklung eines für die hohen Temperaturen geeigneten Kältemittels (Chemours) und eines dazu passenden Schmierstoffes (Fuchs Schmierstoffe). Der Projektabschluss ist für Mitte 2021 vorgesehen. Mehr Infos: dry-f.eu
Nicht nur bei der Produktion von Ziegeln lässt sich Energie einsparen: Auch die Gebäude selbst bieten Potenzial. Laut aktuellem Bericht des Zieglerverbands ist der Gebäudesektor einer der größten Energieverbraucher und verursacht mehr als ein Drittel der Treibhausgasemissionen in Europa. In etwa 75 % des Gebäudebestands wird Energie verschwendet. „Mit Produkten wie dem klimaneutralen Ziegel reagieren wir auf die Anforderungen und leisten einen Beitrag für den Klimaschutz“, erklärt Johannes Rath, Chief Technology Officer bei Wienerberger Building Solutions.
Als erster klimaneutraler und TÜV-zertifizierter Ziegel auf dem österreichischen Markt ist der „Porotherm 38 W.i EFH Plan“ vor allem für den Bau von Einfamilienhäusern geeignet. Dank der verfüllten Mineralwolle schafft er ein natürliches Raumklima mit herausragenden Wärmedämmwerten und spart bis zu einem Viertel der Heizkosten ein. Allein mit dem innovativen Wandziegel lassen sich in Österreich pro Jahr 5.800 Tonnen CO2 reduzieren. Das entspricht dem Ausstoß von 3.000 PKWs.
Durch die Langlebigkeit von über 100 Jahren sind Häuser mit Ziegelfassade eine ökologisch sinnvolle Bauweise. Doch was passiert am Ende ihrer Lebensdauer? „Wir arbeiten bereits intensiv an der Entwicklung unserer neuen Nachhaltigkeitsstrategie 2020+. Eines der drei zentralen Themenfelder neben Dekarbonisierung und Biodiversität ist die Förderung von Kreislaufwirtschaft“, erzählt Rath. wienerberger bekennt sich darin zur Ressourceneffizienz und wird sich aktiv dafür einsetzen, dass alle hergestellten Produkte entweder wiederverwendbar oder vollständig recycelbar sind.
Im Jahr 2019 wurden dabei schon Erfolge erzielt. So entwickelte das weltweit führende Ziegelunternehmen neue Produkte auf der Basis von Produktionsabfällen wie zum Beispiel Ziegelsplitt. Darüber hinaus wurden bei Forschungs- und Entwicklungsprojekten verschiedene Tests für eine Verwertung von Abbruchmaterial aus alten Ziegelgebäuden durchgeführt (Urban Mining).
Im Rahmen unserer Nachhaltigkeitsstrategie 2020+ werden wir umfassend in die Dekarbonisierung unseres Portfolios investieren.
Im Rahmen der Nachhaltigkeitsstrategie wird umfassend in die Dekarbonisierung des Portfolios investiert. „So stellen wir sicher, dass wir mit unseren Produkten und Systemlösungen über deren gesamten Lebenszyklus einen positiven Beitrag zur Energiebilanz von Gebäuden leisten“, sagt Rath. Konkret wurden dazu die Investitionsmittel auf 50 Millionen Euro pro Jahr erhöht.
Um noch exaktere Angaben zu Emissionen zu geben werden zudem neue Messindikatoren eingeführt und der Reporting-Scope um die Emissionen aus der zugekauften Elektrizität erweitert. Neben der Entwicklung sauberer Technologien stehen künftig auch die eigene Erzeugung – etwa in Form von Photovoltaikanlagen auf eigenen Werksdächern – und der Zukauf von Grünstrom oder Biogas im Fokus der Aktivitäten.
Fakt ist: Auf dem Weg in die Energiezukunft spielen nachhaltige Baustoffe wie Ziegel eine entscheidende Rolle. wienerberger geht als Vorreiter der Branche voran – dazu gibt es vielversprechende Potenziale zu heben.