Recycling bei Pipelife: Neues Leben für Kunststoffrohre
So baut die wienerberger Tochter Pipelife das Recycling von Kunststoffen aus: Chancen und Herausforderungen auf dem Weg zur Kreislaufwirtschaft.
Recycling bei Pipelife: Neues Leben für Kunststoffrohre
So baut die wienerberger Tochter Pipelife das Recycling von Kunststoffen aus: Chancen und Herausforderungen auf dem Weg zur Kreislaufwirtschaft.
Ob für Wasser, Strom oder Gas: Rohrsysteme aus Kunststoff sorgen für einen sicheren Transport über Generationen. Um den wertvollen Rohstoff nach der Erstnutzung zu erhalten, hat sich Pipelife ambitionierte Recyclingziele gesetzt. Damit unterstützt die wienerberger Tochter die EU-Kunststoffstrategie und trägt zur Kreislaufwirtschaft bei.
Jedes Jahr verarbeitet Pipelife hunderttausende Tonnen Kunststoffe – vor allem Polyethylen (PE), Polypropylen (PP) und Polvinylchlorid (PVC). Viele der daraus hergestellten Rohre halten 100 Jahre und länger. Mithilfe von Recycling lässt sich die Lebensdauer des Materials erweitern. Damit fördert Pipelife die Kreislaufwirtschaft – sie ist ein Pfeiler der Nachhaltigkeitsstrategie 2020+ von wienerberger im Umweltbereich neben Biodiversität und Dekarbonisierung.
Wir wollen unsere Produkte zu 100 Prozent recycelbar machen.
Für die Zukunft werden zwei Ziele verfolgt: „Wir wollen unsere Produkte zu 100 Prozent recycelbar machen. Künftig können wir ein Rohr aus der Erde nehmen, das Material aufbereiten und daraus wieder ein neues Rohr herstellen“, erklärt Zoran Davidovski, Head of R&D and Sustainability bei Pipelife. Zum anderen gilt es sicherzustellen, dass die eingesetzten Materialien wiederverwertet werden: „Indem wir den Kunststoffen ein zweites oder drittes Leben geben, vermeiden wir, dass diese in der Landschaft und in den Ozeanen enden.“
Dass der Einsatz von Pipelife fruchtet, belegt der wachsende Anteil an Sekundärrohstoffen. Lag dieser 2017 noch bei 67 Kilogramm, waren es 2019 bereits 85 Kilogramm pro produzierter Tonne. Vereinfacht ausgedrückt: Von den 740.000 Rohrkilometern, die im vergangenen Jahr verkauft wurden, bestanden umgerechnet bereits 62.900 Kilometer aus recyceltem Kunststoff. Das entspricht einer Strecke von 1,6 Mal rund um die Welt.
Die Entwicklung schreitet voran: Ein neues Kabelrohr besteht bereits zur Gänze aus Sekundärmaterial, weitere Projekte sind am Entstehen. Eines davon betrifft mehrschichtige Kunststoffrohre in Deutschland und Tschechien. Sie haben innen und außen eine dünne Schicht aus neuem Material, die mittlere Rohrschicht ist aus recyceltem Kunststoff. Auf diese Weise lassen sich bei solchen Rohren rund 80 Prozent Sekundärrohstoff und 20 Prozent Neumaterial einsetzen.
Eine der größten Herausforderungen ist, am Markt die für das jeweilige Produkt erforderliche Kunststoffart in der passenden Qualität zu finden.
Eine weitere Hürde sind die rechtlichen Normen, insbesondere in Europa. Aktuell dürfen Sekundärrohstoffe nur für bestimmte Anwendungen – wie Abwasser, Kabelschutz oder Drainage – eingesetzt werden. Bei Hochdruckrohren oder Rohren zur Wasserversorgung ist die Verwendung beispielsweise nicht erlaubt. „Zusammen mit TEPPFA, dem Verband der europäischen Kunststoffrohr- und -fittinghersteller, haben wir die Standards weiterentwickelt und große Fortschritte erzielt. Aber es bleibt noch viel zu tun“, unterstreicht Davidovski.
Pipelife Niederlande entwickelte ein Rohr mit drei Leben: Das Kunststoffrohr wird bis zu dreimal wiederverwendet, sodass sich die Lebensdauer auf mehr als 300 Jahre verlängert. Sichtbar ist dies an der Rohrfarbe. Was als gelbes Niederdruck-Gasrohr beginnt, kann in einen rot eingefärbten Kabelschutz umgewandelt und dann zu einem grau eingefärbten Abwasserrohr wiederaufbereitet werden. Pipelife arbeitet dabei mit einem niederländischen Gasnetzbetreiber zusammen. Das Projekt wurde 2019 bei den INOVYN Awards ausgezeichnet.
Aufgrund ihrer Zusammensetzung oder rechtlicher Vorgaben stößt das mechanische Recycling bei manchen Kunststoffen an Grenzen. Hier könnten künftig weitere Verfahren zum Einsatz kommen. Mit chemischem Recycling lassen sich auch Kunststoffe aus unterschiedlichen Materialien verwerten. Dazu werden sie in das Grundmolekül Ethyl zerlegt. Die Entwicklung dieser Technologie steht am Beginn. Zudem ist Pipelife auch auf der Suche nach nichtfossilen, biobasierten Rohstoffen.
Bereits 2020 soll der Anteil an Sekundärrohstoffen in Pipelife-Rohren auf 90 Kilogramm pro Tonne steigen. Dazu wird in erster Linie das mechanische Recycling von Wertstoffen ausgebaut. Auch das chemische Recycling bietet aus Sicht des Unternehmens Chancen für die Zukunft. Parallel dazu wird der Anteil interner Sekundärrohstoffe erhöht. Weiteres Potenzial eröffnen die Sortierung der Materialien und der Recyclingprozess – so ist angedacht, dies künftig selbst innerhalb der wienerberger Gruppe umzusetzen.
Ein Schlüssel für die Kreislaufwirtschaft ist Innovation. Die Nachfrage nach Produkten aus recyceltem Material steigt – gleichzeitig erwarten die Kunden dieselben hochwertigen Eigenschaften und die gleiche Lebensdauer wie bei neuen Materialien. Um die langfristige Performance zu beurteilen, setzt man auf ausführliche Tests. Die Beständigkeit von Rohren gegenüber Rissen wird in Labortests und realen Anwendungen getestet
Die Weiterentwicklung der Kunststoffe macht enorme Fortschritte. Es gibt so viele Dinge, die hier passieren, dass wir zuversichtlich in die Zukunft blicken.
Gleichzeitig arbeitet Pipelife intensiv daran, das Design der Rohre weiter zu optimieren und deren Produkteigenschaften zu verbessern. „Die Weiterentwicklung der Kunststoffe macht enorme Fortschritte. Es gibt so viele Dinge, die hier passieren, dass wir zuversichtlich in die Zukunft blicken“, sagt Zoran Davidovski.