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Zigeldach mit Photovoltaik © Christophe Fouquin/Terreal

Dächer nutzen: So treibt wienerberger Solarlösungen voran

Sonnenstrom im Aufwind: Julien Chnebierk und Elöd Albert von wienerberger über Dachphotovoltaik und wo die Reise in Europa sowie im Unternehmen hingeht.

26.06.2024 8 min

Sie haben jahrelange Erfahrung in der Photovoltaikbranche. Jetzt bringen Sie das Thema bei wienerberger weiter. Was umfasst Ihr Aufgabenbereich?

Julien Chnebierk: Ich arbeite seit 1998 bei Terreal, einem Anbieter von Tonbaustoff- und Photovoltaiklösungen. Seit Anfang 2024 sind wir in Frankreich, Italien, Spanien und den USA sowie mit Creaton in Deutschland Teil von wienerberger. Als Director Solar Solutions arbeite ich an neuen Lösungen, um das Solargeschäft zu stärken und unsere strategische Roadmap umzusetzen. Zusätzlich bin ich Strategy, CSR & Integration Director für Frankreich und Managing Director bei unserer 51-prozentigen Tochter GSE Intégration (GSEi).

Elöd Albert: Eine meiner Kernaufgaben besteht darin, Photovoltaik Schritt für Schritt in die „world of wienerberger“ zu integrieren – von Trainingsangeboten über digitale Tools zur Photovoltaikauslegung bis zu technischen Dokumentationen und dem After Sales-Bereich. Gemeinsam mit Kollegen hier in Wien sowie in unseren Märkten schaffen wir die erforderlichen Rahmenbedingungen, um das Solargeschäft erfolgreich auszubauen. Ich habe auch die Erarbeitung unserer strategischen Photovoltaikroadmap vorangetrieben. Auf deren Umsetzung freue ich mich sehr! 

Welche Potenziale sehen Sie für Photovoltaik am Dach? Und was für eine Rolle kann wienerberger beim europaweiten Ausbau spielen?

Elöd Albert: Wir erwarten eine langsame, aber stetige Sättigung der einfach zu nutzenden Dachflächen für Photovoltaikanlagen auf Wohngebäuden - insbesondere in den reifen Photovoltaikmärkten, die durch die außerordentlich starken Wachstumsraten der letzten Jahre beflügelt werden. Gleichzeitig schaffen regulatorische Rahmenbedingungen in immer mehr EU-Märkten die Voraussetzung für einen wirtschaftlich sinnvollen Betrieb von gemeinschaftlich genutzten Photovoltaikanlagen. Durch diese Entwicklungen verschiebt sich der Fokus langfristig stärker vom dominierenden Nachrüstungsmarkt für Photovoltaik hin zu Neubauten und Sanierungen sowie zu einem gewissen Grad von Einzel- zu Mehrfamilienhäusern. Hier kann wienerberger eine Schlüsselrolle einnehmen.

Julien Chnebierk: So ist es. In Europa sind rund 10 Millionen Wohngebäude mit Photovoltaikanlagen ausgestattet. Jedes Jahr kommt etwa eine Million dazu und die Nachfrage steigt kontinuierlich. wienerberger nimmt hier als Lösungsexperte für die gesamte Gebäudehülle sowie Wasser- und Energiemanagement eine Schlüsselrolle ein. Unsere Stärke ist, dass wir verschiedene Segmente und Zielgruppen ansprechen und auf diese individuell eingehen. Das erreichen wir über unsere enge Kooperation mit Dachdeckern, Solarinstallateuren und Bauunternehmen. 

„In Europa sind rund 10 Millionen Wohngebäude mit Photovoltaikanlagen ausgestattet. Jedes Jahr kommt etwa eine Million dazu und die Nachfrage steigt kontinuierlich.“

Julien Chnebierk

Julien Chnebierk

Director Solar Solutions bei wienerberger

Julien Faure

Aus der Vogelperspektive: Wie unterscheiden sich die europäischen Märkte für Photovoltaik voneinander?

Julien Chnebierk: Viele sind überrascht, dass die größten europäischen Märkte für Photovoltaik Deutschland, die Niederlande und das Vereinigte Königreich sind – und nicht der sonnenreiche Süden. Die Gründe dafür reichen von erhöhten Energiepreisen bis zu strikter Regulation. Da sich Vorschriften, Marktphasen und Bedürfnisse von Land zu Land unterscheiden, passen wir unsere Strategie an den jeweiligen Markt an. Auch die Zertifizierungen, wie die für Nachhaltigkeit, sind in Europa nicht harmonisiert. Das heißt, dass wir Produkte teils nach den Standards mehrerer Länder analysieren und testen. Andererseits freuen wir uns, dass mit diesen Entwicklungen anderen relevanten Themen mehr Bedeutung zukommt – etwa dem Recycling von Solarmodulen und damit der Kreislaufwirtschaft.

Welche weiteren Entwicklungen beobachten Sie rund um Solarlösungen am Dach? Und was für Herausforderungen bringen diese mit sich?

Julien Chnebierk: Das Interesse an Photovoltaik steigt – besonders bei Hausbesitzern und Dachdeckern. Wir schulen Fachleute wie Dachdecker für unsere Solarlösungen, damit sie die steigende Nachfrage bewältigen können. Trotzdem mangelt es an Fachpersonal. Der Markt wächst im Solarbereich stark und konzentriert sich schnell. Ein Beispiel ist Frankreich: Hier sehen wir starken Wettbewerb im Vertrieb. Alle möchten mitmischen und die Preise werden gedrückt. Teilweise gehen Standardsolarpaneele billiger als ihre Entwicklungs- und Produktionskosten auf den Markt. Es bleibt in diesem Umfeld eine Herausforderung, rentabel zu sein.

Elöd Albert: Ich bin seit über zehn Jahren in der Solarbranche tätig. Heute stellt niemand mehr die Frage, ob Photovoltaik sinnvoll ist – in den letzten drei Jahren hat sich „Strom“ im allgemeinen Bewusstsein von einem günstigen, anonymen Etwas aus der Steckdose zu einem wertvollen Gut entwickelt. Neben finanziellen Vorteilen steht nun für viele private Kaufentscheider vor allem die eigene Energieunabhängigkeit im Mittelpunkt.

Ich bin auch gespannt, wie die einzelnen EU-Länder die Energy Performance of Buildings Directive umsetzen werden. Diese schreibt Photovoltaik für Gebäude vor. Die Richtlinie greift zunächst bei neu errichteten öffentlichen und betrieblich genutzten Gebäuden und wird bis 2030 auf private Wohnneubauten, Renovierungen und Bestandsgebäude ausgeweitet. Das bietet neue Geschäftspotentiale für unsere Indach-Photovoltaiklösungen. Durch diese „Solarpflicht“ werden sich auch Kaufentscheider mit Photovoltaik auseinandersetzen müssen, die sich bisher – etwa aus ästhetischen Gründen – gegen Aufdachanlagen entschieden haben.

Photovoltaik in einem Dach © GSE Intégration

Sonnenstrom für Einfamilienhäuser: Insgesamt 61 Häuser wurden im niederländischen Veghel mit dieser der Indachlösungen von GSEi ausgestattet.

Es gibt drei Gruppen von Photovoltaiklösungen für Steildächer:

  • Aufdachlösungen: Solarpaneele werden durch Befestigungssysteme auf dem Dach fixiert.
  • Indachlösungen: Photovoltaikpaneele sind im Dach integriert und bilden eine harmonische Einheit mit den Dachziegeln.
  • Solardachziegel: Die Solarzellen sind in klassisch aussehenden Dachziegeln integriert. 

„Bei komplexen Dachformen stoßen Standardmodule oft an ihre Grenzen. Mit X-Roof sowie X-Tile bieten wir für komplexe Dachsituationen optimale Indachlösungen. Durch diese können wir mehr Solarstromerzeugung aus der verfügbaren Dachfläche holen als mit Standardmodulen.“

Elöd Albert

Elöd Albert

Business Development Manager Photovoltaics bei wienerberger

Stichwort gebäudeintegrierte Photovoltaik: Welche Lösungen für Energiesysteme bietet wienerberger an?

Julien Chnebierk: Das ist das Schöne an wienerberger, wir haben viele Ansätze. Unser Schwerpunkt liegt auf dem Wohnbau und auf Indachlösungen für Steildächer. Der Großteil der PV-Installationen besteht heute aus der Montage von Standardsolarpaneelen auf schon existierenden Dächern. Wir haben die Chance, mit hochwertiger Indachphotovoltaik zu punkten. Die kosteneffizienteste Variante: Standardmodule in das Dach zu integrieren. Diese können maßgefertigt werden und so noch ästhetischer sein – wie bei unserer Wevolt-Palette. Die High-End-Lösung sind Solardachziegel die sich besser an die Dachform anpassen.

Elöd Albert: Ich bin überzeugt, dass gebäudeintegrierte Photovoltaik in den nächsten fünf Jahren einen bedeutenden Marktanteil einnehmen wird. Unsere Lösungen der Marke GSEi mit integrierten Standardmodulen sehe ich als Taktgeber in den kommenden Jahren. Mit X-Roof sowie X-Tile bieten wir auch für komplexe Dachsituationen optimale Indachlösungen. Durch diese können wir mehr Solarstromerzeugung aus der verfügbaren Dachfläche holen als mit Standardmodulen.

wienerberger erweitert laufend das Portfolio und Know-how: Wie profitieren Ihre Zielgruppen von der integrierten Lösungskompetenz?

Elöd Albert: Endkunden wenden sich meist an Dachdecker, wenn sie ihr Dach renovieren. Diese können mit der Unterstützung von wienerberger eine umfassende Gesamtlösung für die Dachsanierung inklusive der Einbindung von Photovoltaik anbieten. Unser Ziel ist, unseren Kunden Komplettlösungen aus einer Hand für die gesamte Gebäudehülle anzubieten. Das reicht von Dachziegeln und Photovoltaik bis zu Heizsystemen, Wärmepumpen und Co. 

Julien Chnebierk: Unsere Kombination von Expertise und Lösungen ist einzigartig. Dabei stoßen wir ständig auf neue Wege, um Synergien zu nutzen. Ein Beispiel: Terreal hat schon länger Bauunternehmen, Dachdecker und Solarinstallateure unterstützt, die auf Photovoltaik umsteigen wollen. Neben der  einfach installierbaren Komplettlösung bieten wir technische Schulungen sowie digitale Tools für die Verwaltung und Planung von PV-Projekten. Auf diese Idee setzen wir nun genauso in anderen Ländern.

Terreal © Wienerberger B.V.

Eine Villa mit Wevolt X-Roof: Integrierte Photovoltaiklösungen eignen sich besonders gut für komplexe Dachformen.

Immer mehr Menschen wollen Sonnenstrom am eigenen Dach erzeugen. Welche Aspekte sollten sie berücksichtigen?

Julien Chnebierk: Den Menschen, die heute über eine Solaranlage nachdenken, sage ich: Es ist eine gute Investition, die sich über die Stromrechnung amortisiert und den Wert des Gebäudes steigert. Wenn Sie mit Profis zusammenarbeiten, haben Sie eine zeitbeständige Lösung mit minimalem Risiko. Diese ist gut für den Geldbeutel und unseren Planeten.

Elöd Albert: Da stimme ich zu. Die richtige Auslegung der Photovoltaikanlage und die intelligente Nutzung des erzeugten Solarstroms sind entscheidend für die Rentabilität. Hier lohnt es sich auf entsprechende Professionisten zu vertrauen, welche über „gewerkeübergreifende“ Fachkenntnis verfügen. Auch der Ansatz, die Montage der Photovoltaikmodule wieder in die Hände erfahrener Dachdecker zu legen, gewinnt an Bedeutung. So haben Endkunden Gewissheit in puncto Qualität und Gewährleistung. Im Zuge des Solarhypes zwischen 2021 und 2023 sowie aufgrund des Fachkräftemangels wurden unzählige Photovoltaikmontagen leider nicht ordnungsgemäß durchgeführt. 

Wagen wir einen Blick in die Glaskugel: Wie sehen Sie die Zukunft der Energiesysteme am Dach? 

Elöd Albert: Ich sehe die gebäudeintegrierte Photovoltaik langfristig, also bis 2030 und darüber hinaus, als festen Bestandteil von Solarlösungen. Wichtig dafür ist die steigende Effizienz von Solarzellen. Jedes Jahr erhalten wir mehr Leistung pro Quadratmeter um den gleichen Preis. Bedenken wir die zunehmende Urbanisierung, ist es sinnvoll, Photovoltaik auf allen geeigneten Oberflächen einzusetzen. Das betrifft die gesamte Gebäudehülle. Ich bin überzeugt, dass die Aufdachphotovoltaik langfristig nur im „Retrofit“-Segment bedeutend bleiben wird, also der Errichtung auf Bestandsdächern ohne Renovierungsbedarf. Und auch dort nur für stark preissensitive Kaufentscheider das präferierte System sein wird. Wer möglichst viel Leistung aus der Dachfläche herausholen will oder nur geringfügig auf Ästhetik bei der Systemwahl achtet, wird sich für eine dachintegrierte Photovoltaiklösung entscheiden.

Julien Chnebierk: Es steht in diesem Geschäftsfeld eine starke Entwicklung bevor, angetrieben von Faktoren wie sinkenden Investitionskosten, dem Wunsch nach Energieunabhängigkeit oder neuen Vorschriften. Ich sehe großes Potenzial. Und wienerberger ist hier mit einem starken Standbein in der Baubranche, vielfältigen Lösungen und der guten Beziehung zu Akteuren sehr gut aufgestellt. 

Julien Chnebierk © Julien Faure

Über Julien Chnebierk

Julien Chnebierk ist seit über 25 Jahren bei Terreal an Bord – zwölf davon verbrachte er in Malaysia und Indonesien. Der 47-jährige Franzose hatte bereits einige Führungspositionen inne und begleitete im Unternehmen Integrationen wie die von GSEi und Creaton. Jetzt treibt er als Director Solar Solutions den Ausbau der Solaraktivitäten bei wienerberger voran. Außerdem ist er Strategy, CSR & Integration Director für Frankreich und Managing Director bei GSEi. Der dreifache Vater mit einem Masterabschluss in Management setzt privat und beruflich auf drei Leitworte: Entspannung, Einsatz und Leidenschaft. 

Elöd Albert © wienerberger

Über Elöd Albert

Development Manager Photovoltaics bei wienerberger. Der Oberösterreicher mit einem Masterabschluss in Business Administration fokussierte sich den Großteil seines Arbeitslebens auf Recycling und Photovoltaik. Heute profitiert der 41-Jährige von den gepflegten Kundenbeziehungen mit Planern und Installateuren von Solaranlagen. So weiß Elöd Albert, worauf es den sogenannten Helden der Energiewende ankommt. Seit Anfang 2023 arbeitet der Familienvater bei wienerberger und freut sich, mit Solarlösungen seinen Teil zur Energiewende beizutragen.

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