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Mark van Loon

wienerberger: „Nachhaltigkeit braucht Strategie“

Ambitionierte Ziele, Herausforderungen und Learnings: Mark van Loon, Senior Vice President Corporate Sustainability & Innovation, über Nachhaltigkeit bei wienerberger.

17.07.2024 7 min

Mark van Loon, Sie sind Senior Vice President Corporate Sustainability & Innovation: Welche Aufgaben verantworten Sie und was gefällt Ihnen am meisten an Ihrem Job?

Mark van Loon: Mein Tätigkeitsbereich ist vielfältig: Mit unserem Vorstand entwickle ich beispielsweise die Nachhaltigkeits- und Innovationsstrategie von wienerberger laufend weiter. Außerdem unterstütze ich das Management in den einzelnen Ländern dabei, unser Nachhaltigkeitsprogramm operativ umzusetzen. Ich lerne dadurch jeden Tag Neues, weil sich der Nachhaltigkeitsbereich so rasant weiterentwickelt – und genau das macht meinen Beruf so spannend. 

Alle sprechen über Nachhaltigkeit. Warum ist das Thema strategisch so bedeutend? Was heißt das für wienerberger?

Mark van Loon: Ein Schlüssel für den Klimawandel ist Nachhaltigkeit – und das bringt einen gewaltigen Veränderungsprozess mit sich, gerade auch in unserer Branche. Diese Entwicklung ist gleichzeitig eine der größten strategischen Chancen und Herausforderungen unserer Zeit. Für wienerberger sehe ich enormes Wachstumspotenzial – etwa bei Lösungen für Wassermanagement oder für Netto-Null-Gebäude. Letztere sind hochenergieeffizient, setzen auf Energie aus erneuerbaren Quellen und/oder haben nach ihrem Bau einen sehr geringen CO2-Fußabdruck. Dabei haben wir einen strategischen Vorteil, weil wir in vielen dieser Felder schon länger aktiv sind.

Wir treiben die notwendigen Veränderungsprozesse kontinuierlich voran und gestalten die Baustoff- und Infrastrukturbranche aktiv mit, sei es durch den Einsatz von Robotern und künstlicher Intelligenz oder durch unsere Meilensteine auf dem Weg zur klimaneutralen Ziegelproduktion. Im belgischen Kortemark betreibt wienerberger beispielsweise bereits ein CO2-neutrales Ziegelwerk, das ganz auf fossile Energie verzichtet. Auch am Standort in Uttendorf in Österreich wird aktuell in einem mit Ökostrom betriebenen Hocheffizienzofen die Produktion von Porotherm Ziegeln mit einem um 90 Prozent geringeren CO2-Fußabdruck getestet.

Zusätzlich wollen wir schon heute für künftige Gesetze, Anforderungen und Bedürfnisse gerüstet sein. Es gilt weltweit zahlreiche, teils länderspezifische Vorschriften einzuhalten und immer mehr kommen dazu. Ein Beispiel ist Frankreich: Dort zielen die RE2020-Standards darauf ab, bis 2030 den CO2-Fußabdruck von neuen Gebäuden im Vergleich zu 2013, um mindestens 30 Prozent zu senken. Unsere Lösungen sorgen dafür, dass solche ambitionierten Ziele erreicht werden. 

„Wir treiben Veränderungsprozesse laufend voran: Damit gestaltet wienerberger die Baustoff- und Infrastrukturbranche aktiv mit.“

Mark van Loon

Mark van Loon

Senior Vice President Corporate Sustainability & Innovation bei wienerberger

wienerberger startete 2020 sein erstes dreijähriges Nachhaltigkeitsprogramm (2020 – 2023). Wie sind Sie an die Planung und Umsetzung herangegangen?

Mark van Loon: Unsere Vision war damals so klar wie heute: „We care for a better tomorrow – wir sorgen für eine bessere Zukunft“. Wir wussten aber, dass wir für die praktische Umsetzung eine detaillierte und klare Strategie aufsetzen müssen, gute Absichten allein reichen nicht. Mit diesem Gedanken und auf Basis von Dialogen mit Stakeholdern legte wienerberger 2019 den Grundstein für das Nachhaltigkeitsprogramm 2023.

Es machte die Vision von wienerberger durch klare Vorgaben für alle wichtigen Aspekte unserer Geschäftstätigkeit greifbar, ausführbar und transparent. Das Programm war konkret, verbindlich und auf drei Jahre ausgerichtet. Wir haben darin genaue Ziele für Dekarbonisierung, Kreislaufwirtschaft, Biodiversität und Personalmanagement definiert. Unsere Mitarbeitenden aus allen Ländern haben mit großem Engagement und vielfältigen Ideen die Ziele vorangetrieben. Auch für mich war es motivierend zu sehen, wie hier an einem Strang gezogen wird.

Stichwort: drei Jahre. Wieso haben Sie sich für diesen Zeitraum entschieden?

Mark van Loon: Menschen können sich besser mit kurzfristigen Zielen identifizieren. Wir haben gemerkt, dass drei Jahre dafür genau richtig sind. Denn unsre Mitarbeitenden merken, dass sie aktiv etwas beitragen. Diese Veränderungen macht der Rhythmus besser spürbar. So bleibt das Programm dynamisch. Denn das braucht es in einer Welt, die sich stetig verändert.

Was waren die größten Herausforderungen? Wie haben Sie diese gemeistert?

Mark van Loon: Die Vielfalt von wienerberger ist eine Herausforderung und Bereicherung zugleich: Wir sind an mehr als 200 Standorten in 28 Ländern vertreten. Es gibt keine einheitliche Lösung für alle, sondern es braucht regionale Lösungen und Adaptionen. Mit kontinuierlicher interner Kommunikation zeigen wir unseren Kollegen, wo wir gerade in Sachen Nachhaltigkeit stehen und wie wir weiter an den Zielen arbeiten. Wichtig ist, dass alle unserer rund 20.000 Mitarbeitenden wissen, wofür das Programm steht und wieso wir diverse Aktionen und Maßnahmen setzen. Das motiviert, schafft ein Gemeinschaftsgefühl und Bewusstsein.

Denn wir packen alle an und sind so gemeinsam Teil einer großen Transformation: Beispielsweise wollen wir bis 2050 klimaneutral sein. Dafür haben wir uns ein Zwischenziel für die Dekarbonisierung bis 2030 gesetzt: 40 Prozent weniger Ausstoß im Vergleich zu 2020. Solche klaren, längerfristigen Ziele unterstützen uns, selbst intensive und aufwändige Langzeitprojekte zu planen, auf Schiene zu bringen und erfolgreich abzuschließen. Vor allem große, tiefgreifende Veränderungen brauchen Zeit und Investitionen. Das ist vollkommen okay – etwa, wenn zwei Standorte zu einem größeren verschmelzen oder wir ein Werk vollständig auf Strom umstellen, um CO2-Emissionen zu reduzieren. 

wienerberger hat das Nachhaltigkeitsprogramm 2023 erfolgreich umgesetzt. Welche Lehren haben Sie daraus gezogen?

Mark van Loon: Das erkläre ich gern mit einem Beispiel: Vielfalt ist ein komplexes Konzept. Es geht uns dabei nicht nur um die Gleichstellung der Geschlechter. Deswegen haben wir den vorhandenen Prozess im Nachhaltigkeitsprogramm 2026 umgedreht und erweitert: Neben Zielen des Managements und der Personalabteilung sollen alle Länder eigene Pläne für Diversität und Inklusion schaffen. Ich bin mir sicher, dass die lokalen Teams ehrgeizigere Ambitionen verfolgen werden, als wir es von zentral festlegen würden.

Mit einem ähnlichen Ansatz gingen wir bereits erfolgreich zur Förderung der biologischen Vielfalt vor – mit lokalen Aktionsplänen und Mitarbeitenden als Biodiversity Ambassadors. Solche sichtbaren Erfolge haben uns inspiriert, auch in Zukunft verstärkt auf lokale Einbindung zu setzen. 

Sustainability Strategy

Ziele bis 2026: wienerberger hat die Themen im Nachhaltigkeitsprogramm 2026 erweitert und noch ambitioniertere Ziele gesetzt. 

„Im Nachhaltigkeitsprogramm 2026 haben wir wichtige Themen ergänzt: So etwa die Steigerung des Umsatzes mit Bauprodukten, die zur Errichtung von Netto-Null-Gebäuden beitragen, sowie Wasser- und Abfallmanagement.“

Mark van Loon

Mark van Loon

Senior Vice President Corporate Sustainability & Innovation bei wienerberger

Mit dem Nachhaltigkeitsprogramm 2026 hat wienerberger seine ehrgeizigen Ziele noch einmal erweitert: Warum waren diese Ergänzungen notwendig?

Mark van Loon: Im Nachhaltigkeitsprogramm 2026 haben wir wichtige Themen ergänzt: Die Steigerung des Umsatzes mit Bauprodukten, die zur Errichtung von Netto-Null-Gebäuden beitragen, sowie Wasser- und Abfallmanagement. Auch eine Reduktion von Scope 3-Emissionen haben wir aufgenommen. Diese Kategorie umfasst alle indirekten CO2-Emissionen, die entlang der Wertschöpfungskette den Aktivitäten von wienerberger vor- oder nachgelagert sind – und zum Beispiel bei Lieferanten oder durch die Entsorgung von Produkten entstehen. Die bestehenden Ziele haben wir nachgeschärft.

Da angesichts des Klimawandels Wasser zu einer zunehmend wertvollen Ressource wird, hat sich wienerberger das Ziel gesetzt, 35 Millionen Kubikmeter Wasser durch den Einsatz seiner Produkte zu sammeln, zu speichern und einzusparen. Dies umfasst die Wiederverwendung von Wasser für verschiedene Anwendungen oder die Reduktion des Wasserverbrauchs. Außerdem verpflichtet sich das Unternehmen dazu, den Wasserverbrauch in der eigenen Produktion um 15 Prozent zu senken.

Wie werden das Know-how und die Erfahrungen mit dem Nachhaltigkeitsprogramm 2023 dem Unternehmen helfen, in Zukunft noch nachhaltiger zu werden? Worauf sind Sie besonders stolz?

Mark van Loon: wienerberger hat den Vorteil, dass das Unternehmen bereits seit über 200 Jahren sehr nachhaltige Produkte herstellt. Trotzdem können wir die Herausforderungen unserer Zeit nur gemeinsam mit anderen lösen. Wenn sich große Unternehmen wie wienerberger verändern wollen, braucht es Zusammenarbeit über die Grenzen des Unternehmens hinaus. Wir beziehen deshalb Stakeholder ein und setzen auf Kooperationen – beispielsweise mit Kunden, innovativen Lieferanten, Immobilienentwicklern, Architekten, Städten und Nichtregierungsorganisationen (NGOs). Das Programm wurde von internen und externen Stakeholdern gut angenommen und trug zur Beschleunigung unserer nachhaltigen Entwicklung bei.

Ich sehe unsere Position als verlässlicher und innovativer Partner für Nachhaltigkeit als eine große Chance. Und wir sind bestens aufgestellt und nehmen in vielen Bereichen eine Vorreiterrolle ein: Bereiche wie urbane Biodiversität sind für viele noch Neuland, während wir uns schon über erste Erfolge freuen. So war zum Beispiel schon in unserem Nachhaltigkeitsprogramm 2023 verankert, dass es bis Ende 2023 pro Produktionsstandort einen lokalen Aktionsplan und mindestens einen Biodiversity Ambassador geben sollte. Auch dieses Ziel haben wir erreicht. Es macht mich stolz, dass wir schon so weit fortgeschritten sind – und uns trotzdem stetig weiterentwickeln. 

Mark van Loon © Marcel Rob

Über Mark van Loon

Ob in Deutschland, Frankreich, Polen oder den USA: Mark van Loon hatte bereits einige internationale Führungspositionen in der Baustoff- und Infrastrukturindustrie inne. Mit 29 Jahren wurde er erstmals Geschäftsführer in einem Baustoffunternehmen, heute ist er Senior Vice President Sustainability & Innovation bei wienerberger. Der 61-Jährige brannte schon immer für nachhaltige Innovation: „Ich bin ein pragmatischer Optimist. Also glaube ich, dass wir Herausforderungen wie den Klimawandel bewältigen können und müssen.“ Mark van Loon lebt in Amsterdam und Wien.

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